Claudia Hanselmann ist Redaktionsleiterin vom Schweizer Kreativ Magazin ‘manuell’.
‘manuell’ ist das schweizweit einzigartige Magazin für Textilarbeit und Werken. Jede Ausgabe widmet sich einem speziellen Thema, Textil- oder Werkmaterialen, ausgewählten Objekten oder Farbwelten.
Frau Hanselmann würden Sie sich bitte kurz vorstellen:
Seit knapp 16 Jahren begleitet mich die Arbeit bei „manuell“. Ich bin gelernte Handarbeits- und Englischlehrerin und habe 14 Jahre mit Leidenschaft an der Primar- und Oberstufe im Kanton Aargau unterrichtet. Ich wohne mit meinem Mann und unserer 14jährigen Tochter in einem kleinen, gemütlichen Bauernhaus auf dem Land, wo es immer etwas zu renovieren, erneuern und umgestalten gibt. Ich bin mit Sicherheit eine Jägerin und Sammlerin, was mir aber in der Kreativredaktion immer wieder von grossem Nutzen ist. Bei Umsetzungen von Ideen kann ich das Material aus meinem Fundus zücken. Arbeit und Freizeit fliessen bei mir harmonisch ineinander. Gerne gebe ich mein Wissen in Kursen und Workshops weiter.
Wer liest die Zeitschrift ‘manuell’?
Grundsätzlich alle, die Freude an kreativer Beschäftigung haben und nach Inspiration im Handarbeits- Werk- und Bastelbereich suchen. Unsere Leserschaft ist sehr gemischt – wenn auch überwiegend weiblich.
Ist ‘manuell ‘ für kreative Privatpersonen oder für beruflich orientierte Zielgruppen?
Gleichermassen für beide - die eine Hälfte lesen unser Magazin, weil sie beruflich mit dem Selbermachen zu tun haben, sei es im Kindergarten, in der Schule, in diversen Beschäftigungsprogrammen von Kindern bis Senioren. Sie suchen meist nach kostengünstigeren Ideen und solche Werkstücke, an denen mehrere Techniken zum Einsatz kommen. Bei Privatpersonen sind dies untergeordnete Kriterien. Neuheiten, Portraits von Kreativen, Technikeinheiten, Bastelarbeiten speziell zu Ostern und Weihnachten sind durchgehend bei allen sehr gefragt.
Ihr Inhaltskonzept heisst: ein Thema - ein Heft. Frau Hanselmann, wie können Sie 10 Ausgaben pro Jahr mit dieser Ideendichte füllen?
Mit den Jahren habe ich mir einen grossen Pool von Autorinnen und Autoren aufgebaut. Darunter gibt es Allrounderinnen, die bei vielen Themen Ideen beisteuern können, andere sind spezifisch in einer Sparte zu Hause, wie z.B. beim Stricken oder Töpfern und entwickeln ausschliesslich Projekte aus ihrem Fachgebiet.
Daneben ist es ganz wichtig, stets mit offenen Augen und Ohren durchs Leben zu gehen, um überall Eindrücke, Farben, Formen, Stile etc. aufzusaugen und zu memorieren. Im Zwiegespräch mit Autorinnen fliessen solche gespeicherten Eindrücke ein und potenzieren sich im Austausch.
Erhalten Sie auch Inputs und Themenvorschläge von Leserinnen?
Das kommt vor, ist aber nicht die Hauptquelle für die Redaktion. Ich habe öfters den Eindruck, dass viele sich nicht getrauen etwas vorzubringen. Vorschläge für Themen kommen manchmal ganz unerwartet und entwickeln sich aus Begegnungen und Gesprächen mit den unterschiedlichsten Menschen. Fach-, Publikumsmessen- und Ausstellungen können sehr inspirierend wirken.
Was ist aktuell im Trend, mit welchen Materialen und Farbtönen wird gearbeitet?
Natürliche Materialien, wie Kork und Holz sind hoch im Kurs. Unsere aktuelle Septemberausgabe widmet sich dem Shabby Look – dem verspielt nostalgischen Einrichtungsstil mit Selbstgemachtem aus Flohmarktstücken. Wir zeigen ausführlich
, wie Oberflächen in diesem Stil mit matten Kalkfarben in Pastelltönen und Gebrauchtspuren hergestellt werden. Recycling ist seit Jahren ein Dauerbrenner in der Selbermachszene – heute verwendet man mehrheitlich
das Wort Upcycling, weil der bearbeitete Gegenstand
nun sogar in aufgewerteter Manier weiterlebt. Massenware war gestern, heute wird nach dem Einzelstück, dem individualisierten Kleidungs- oder dem einzigartigen Möbelstück gesucht. Nähen für sich und seine Kids ist enorm en Vogue. Auch das gute alte Makramee taucht wieder vermehrt auf und Spitze ist sehr gefragt.
Wording ist ein Megatrend, der sich überall zeigt.
Gespielt wird mit Schrifttypen – Sprüche und Botschaften werden in Schönschrift auf diverse Untergründe gebracht.
Welches Thema hat Ihnen am meisten Spass gemacht?
Das ist schwierig zu sagen, viele Themen sind sehr spannend. Alle Jahre wieder mag ich die Weihnachtssujets wie Engel und Sterne – auch wenn sie mich mitten im Sommer beschäftigen.
Was für Themen erscheinen noch in diesem Jahr?
Mit „Waldweihnachten“ im Oktober sind wir hautnah am Trend mit den natürlichen Zutaten wie Zweige, Zapfen und Rinde. Im November wird es mit „Kerzenschein“ richtig romantisch. Wir waren zu Besuch in einer Kerzenmanufaktur in der Ostschweiz und haben eine geballte Ladung an Kerzenideen, ob gegossen, gezogen oder einfach verziert. Das „manuell“-Jahr beschliessen wir „Glamourös“ und greifen zu viel Glitzer, Gold und Silber. Ein pompöser Abschluss.
Vielen Dank Frau Hanselmann. Was möchten Sie Ihren Leserinnen noch persönlich mit auf den Weg geben?
Leben Sie Ihre kreative Seite aus – etwas selber gestalten macht unglaublich glücklich und zufrieden. Mit dem gesamten Inhalt von „manuell“ - von der ersten bis zur letzten Seite - erhalten Sie garantiert eine geballte Ladung an Inspiration.
Werden auch Sie zur regelmässigen Leserin von 'manuell'.