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EIN (ANDERER) BLICK AUF DEN IRAN

Heutzutage, oder vielmehr seit der Revolution, welche 1979 mit der Installation der Islamischen Republik gipfelte, konzentriert sich die Informationszufuhr bezüglich dieses Landes auf seine gefährliche, geopolitische Rolle im Nahen und Mittleren Osten. Diese Tatsache tabuisiert heutzutage weitgehend den zivilen, privaten Besuch dieses kulturgeschichtlich auch für uns äusserst bedeutungsvollen Landes. Es ist mit seiner geografischen Grösse, welche viereinhalb Mal der Bundesrepublik Deutschland entspricht, auch geologisch und topografisch sehr spannend und vor allem auch kaum beachtet. Grund genug, für einmal auch diese Facetten zu beleuchten. Da wären einmal die diversen Wüsten mit ihren ausgetrockneten Salzseen in der zentralen Kavir, welche aber ebenso eindrückliche Sanddünenformen und -Strukturen aufweist wie die Lut im Südosten. Oder die Kalut mit ihren buchstäblich herausragenden Formationen; schliesslich auch die farbigen Berge im Nordwesten, nahe der aserbeidschanischen Grenze gegen das Kaspische Meer.

Iran

Die Kavir

Kavir Iran
Das Zentrum der Dasht-e Kavir liegt rund 400 km südöstlich von Teheran. Die ganze Wüste ist mehr als zweimal so gross wie die Schweiz. Der Nationalpark mit dem nahezu ausgetrockneten Namak-Salzsee liegt im westlichen Teil dieser praktisch unbewohnbaren Gegend. Wir sind mit bestens ausgerüsteten Offroad-Fahrzeugen unterwegs. Aber selbst mit diesen ist stets grosse Vorsicht geboten. Die Beschaffenheit des Grundes ist regelmässig zu überprüfen.

Die Kavir Wüste umfasst riesige Dünenlandschaften, welche sowohl unendlich vielfältige Strukturen aufweisen, als auch die mit über 400 Metern höchsten Dünen des Landes stellen, welche auch weltweit zu den höchsten gehören.

Kawir        Kawir

Kavir Wüsste Iran

Die Kavir Wüste hat sich bezüglich Farben und Formen ihrer
über weite Strecken sandigen Oberflächen kaum Grenzen
gesetzt. Obwohl bloss aus Sand, bergen diese Gebilde für den
Betrachter Suchtgefahr. Zwischen den einzelnen Dünenzügen
sind weite Ebenen zu queren.

Kavir Wüste Iran

Kavir Iran
Zwischen den verschiedenen Wüstenlandschaften sind zum Teil sehr grosse Distanzen zurückzulegen, welche ein bis zwei Tage in Anspruch nehmen, obwohl das Strassennetz gut ausgebaut und mit bestem Belag ausgestattet ist. Auch ist die Verkehrsdichte ausserhalb der Städte relativ gering, insbesondere verglichen mit den Autobahnen in der Schweiz. Auf dem Weg zur Lut machen wir einen Erfrischungshalt in Tabas und fangen dabei erstmals den Reiz der sakralen Bauten des Orients auf. Die Ornamente und Mosaike verblüffen wohl jeden Kunsthandwerker.

Kavir Kamele

Abseits der Hauptachsen kann es schon vorkommen, dass plötzlich wilde
Dromedar-Herden unsere Wege kreuzen. Einmal mehr ringen einem die
Tiere grossen Respekt ab, denn sie wissen sich in extrem kargen und
wasserarmen Gegenden zu behaupten.

Lut / Kalut

Lut Kalut
Im Südosten, unweit von Afghanistan und Pakistan und mit Ausgangspunkt Birdschand geht es in die Lut, die ‚leere Wüste‘. Mit gut 165 Tausend Quadratkilometer ist sie die grösste Wüste Irans. Im Südwesten davon erhebt sich das Zagros-Gebirge, welche zur hohen Trockenheit beiträgt. Im Gebiet werden im Sommer Temperaturen von über 70 Grad Celsius gemessen. Mit einem Radiospektrometer ab Satellit wurde schon eine Höchsttemperatur von 78.2 Grad gemessen.

Es gibt also bessere Jahreszeiten als den Sommer, tief in die Lut vor zu stossen und das Camp immer tiefer in die Wüste zu verschieben.

Lut Kalut

Die Einblicke, welche die Sandwüste gewährt, sind nicht nur faszinierend, sondern auch
unendlich vielfältig. Sowohl Oberflächenstrukturen als auch die Formen der ganzen
Dünen könnten durch ihre Diversität Bücher füllen.

Lut KalubLut Kalut

Die Tageszeiten beziehungsweise die veränderlichen Licht- und Schatten-Effekte aufgrund der wandern-den Sonne tragen zusätzlich zur Wahrnehmung einer mächtigen Vielfalt bei.
Wenn man sich nicht mitten drin befindet, würde man vielleicht dazu neigen zu bemerken, dass wohl alles immer ein wenig mehr vom Gleichen sein würde; aber weit gefehlt!

 

Lut Kalut

Im Südosten dieser Wüste türmen sich bis zu 420 Meter hohe Sanddünen
auf, wogegen sich im Südwesten ein Abtragungsrelief mit skurrilen Formen,
den Kaluts, gebildet hat. ‚Kalut‘ ist der iranische Name für ‚Yardang‘, eine
Erosionsform in Locker-sedimenten früherer Seeböden. Dieser Begriff
entstand anfangs des 20. Jh. anlässlih einer Querung der chinesischen
Wüste Lop Nur. Dort, in Uigurien, bedeutet Yar ‚steiler Sandwall‘. Die
Yardangs, oder hier im Iran eben ‚Kaluts‘, entstehen durch eine
Kombination von Windschliff, gelegentlicher Wassererosion und
Auswehung von Lockermaterial.

Lut Kalut

Durch stetig aus einer Richtung wehenden wind entstehen stromlinienförmige Körper mit einer steilen Luv- und einer flacheren Lee-Seite. Das Verhältnis von Länge und Breite liegt nach wissenschaftlicher Angabe bei einem Verhältnis von 4:1. Kaluts treten in einer Höhe von einigen Zentimetern bis zu mehreren zehn Meter oder vereinzelt sogar noch mehr.

Neben durchaus ‚normalen‘ Formen entsteht bisweilen schon der Eindruck, der Wind hätte bei seiner Arbeit einen klaren Gestaltungsplan gehabt…

Lut Kalut    Lut Kalut

Lut Kalut

Bei teilweise fast tagelangen Fahrten quer über Sanddünen oder entlang von
ausgewaschenen Kieswüsten, wo man sich zeitweise auf der Dakar-Rally wähnt,
brauchen auch unsere Guides und Fahrer ihre regelmässige Entspannung.
Diese finden sie beim Tee am Lagerfeuer. Die Shisha gehört auch dazu.

Lut Kalut

Kulturerbe

Die direkte Passage aus der Kalut via Kerman auf die Nordwest-Achse ist gesperrt.Iran Kulturerbe
Das hat den Nachteil eines sehr grossen Umweges, gleichzeitig aber auch den
Vorteil, dass man auf dem Weg nach Isfahan die wesentlichsten der historisch
bedeutenden Kulturstätten wie Yazd, Persepolis und Schiras ebenfalls besuchen
kann.

Aus dem Iran der Antike gibt es heute noch teilweise gut erhaltene Elemente der
altpersischen Residenzstadt Persepolis. Sie wurde In der Blütezeit des antiken
Perserreiches
in der Region Persis von Dareios I. gegründet. Sein Sohn Xerxes
ist wohl aus unseren Geschichtsbüchern deshalb bekannter als sein Vater, weil er
von 486 bis 465 v. Chr. Sowohl achämenidischer Grosskönig, als auch ägyptischer
Pharao war.

Kulturerbe Iran

Iran Kulturerbe Eine weitere historisch bedeutende Stätte der Region ist die Wüstenstadt Yazd. Sie ist eine der ältesten Städte
Irans und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Neben zahlreichen Moscheen, Mausoleen und weiteren
altislamischen und zoroastrischen (Zeit der Philosophie Zarathustras vom 7.-4. Jh. v. Chr.) Gebäude findet
sich auch hier ein grosser und lebhafter Basar.

Iran Kulturerbe

Eine weitere Iranische Grossstadt ist Schiras. Als Hauptstadt der zentralen Südprovinz Fars. Neben der grossen Freitagsmoschee, dem riesigen,
wundervollen Eram-Garten und der massiven Zitadele des Karim Khan gibt es aber Kleinode, welche ebenso faszinieren.

Ein Beispiel dafür ist die Nasir-al Molk Moschee mit ihren farbigen Glasfenstern. Sie kreieren bei Sonnenschein im Zusammenspiel mit
den ebenso farbigen Teppichen im Gebetsraum geradezu ein betörendes Kaleidoskop (die Szene mit der andächtigen Frau [unbekannt] ist gestellt).

Iran Kulturerbe    Iran Kulturerbe

Iran Kulturerbe

Iran Kulturerbe

Iran Kulturerbe

Die letzte, historisch und auch aktuell sehr bedeutende Stadt Irans, für deren Erkundung wir uns etwas Zeit nehmen können ist das sagenhafte Isfahan. „Seine Glanzzeit erlebte Isfahan unter der Dynastie der Safawiden (1501–1722), die Isfahan 1598 zu ihrer Hauptstadt machten und durch zahlreiche Prachtbauten und Gartenanlagen verschönten“ (Wiki). Parkanlagen riesigen Ausmasses wie der sowie prächtige Moscheen mit ihren unvergleichlichen Ornamen-ten und Mosaiken sind ebenso weltberühmt die die antiken Brücken über den heute meist trockenen Zayandeh Rud. Die berühmteste davon is wohl die 33-Bogen Brücke (Si-o-se Pol).

Der riesige Naqsch-e Dschahan (Platz) mit seinen herausragenden Galerien, dem Ali Aqpu Palast, sowie den imposanten Sheikh Lotfollah- und Shah Mo-scheen ist ein absolutes Highlight.

Iran Kulturerbe

Ein zentrales und äusserst spektakuläres Stilelement der islamischen Architektur sind die Muqarnas oder Stalaktitengewölbe. Eines der perfektesten und mit filigransten Ornamenten versehenen Exemplare befindet sich in der Shah Moschee am Naqsch-e Dschahan.

Muqarnas bestehen aus einer grossen Anzahl spitzbogenartiger Elemente, die in- und übereinander gesetzt sind, um so einen Übergang von der Nische zur Wand bzw. zwischen den Wänden und der Kuppel zu bilden. Sie kamen Mitte des 10. Jh. als Element der persischen Architektur auf und verbreiteten sich schnell über das ganze islamische Herrschaftsgebiet von Spanien bis Zentralasien. Die ältesten stammen vom Nordost-Iran und aus der Provinz Samarkand (Usbekistan).

Iran Kulturerbe

Iran Kulturerbe

Die Chadschu Brücke (Khaju-Brücke, rechts) ist eine der bekanntesten Brücken in Isfahan eines der Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde um 1650 von den Safawiden im Auftrag von  Abbas II. auf den Fundamenten einer älteren Brücke errichtet. Gemäß einer Inschrift wurde die Brücke zudem 1873 n.Chr. renoviert bzw. instandgesetzt. Die Chadschu Brücke (Khaju-Brücke, rechts) ist eine der bekanntesten Brücken in Isfahan eines der Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde um 1650 von den Safawiden im Auftrag von  Abbas II. auf den Fundamenten einer älteren Brücke errichtet. Gemäß einer Inschrift wurde die Brücke zudem 1873 n.Chr. renoviert bzw. instandgesetzt.

Die Brücke führt über den Fluss "Zayandeh Rud" und verbindet zwei Stadtteile Isfahans an beiden Ufern. Sie ist 105 m lang, 14 m breit und hat 23 Bögen. Die Konstruktion der Brücke ermöglicht die Nutzung als Wehr.

Iran Kulturerbe

Die 33-Bogen Brücke (Si-o-se Pol, unten) wurde ebenfalls in der Zeit der  Safawiden erbaut und gilt als Meisterwerk dieser Epoche. Sie wurde 1602 durch  Abbas I. in Auftrag gegeben und von seinem Kanzler und Feldherrn Allahwerdi Chan Undiladze gebaut. Sie verbindet den nördlichen und südlichen Teil der  Tschahar-Bagh-Promenade. Die 33-Bogen Brücke (Si-o-se Pol, unten) wurde ebenfalls in der Zeit der  Safawiden erbaut und gilt als Meisterwerk dieser Epoche. Sie wurde 1602 durch  Abbas I. in Auftrag gegeben und von seinem Kanzler und Feldherrn Allahwerdi Chan Undiladze gebaut. Sie verbindet den nördlichen und südlichen Teil der  Tschahar-Bagh-Promenade. Die Brücke ist 295 Meter lang, 13,75 Meter breit und wurde komplett aus Stein erbaut. Colorful Mountains bei Täbris

Colorful MountainsVon Isfahan ist es eine Zweitagereise zu den ‚Colorful Mountains‘ im Nordwesten des Landes, nahe der modernen und reichen Stadt Täbris, die weniger als 200 km von den Grenzen zu Irak, der Türkei, Armeniens und Aserbeidschans liegt.

Nach dem ersten Tag machen wir Rast im Hochland bei Kermanschah. Abends besuchen wir die Felsreliefs, welche dieverse Zeremonien und Kampfszenen aus der Zeit der Sassaniden im 4. Jh. n.Chr.

Colorful Mountains

Nun geht es aber definitiv hinauf zu den farbigen Bergen bei Täbris. Auch hier sind die Dimensionen wiederum sehr eindrücklich. Die relativ lockeren Sedimentböden weisen einen hohen Salzgehalt auf. Die ausgebildeten Kristalle glitzern überall. Bisweilen wird das Salz bei Regen gelöst und kristallisiert dann im Unterlauf wieder aus.

Colorful MountainsDer Mineralienvielfalt ergeben sich in der nordöstlich von Täbris gelegenen Berglandschaft spannende Farbmuster. Aufgrund des teilweise hohen Gehaltes an Salz wird dieses Salz bei Regenfällen teilweise gelöst und kristallisiert später im Unterlauf mit kaum mehr Gefälle wieder auskristallisiert. Weitere geeignete Voraussetzungen schaffen die rötliche Farbe des Wassers.

Colorul Mountains

Colorful Mountains

Am Ende der Exkursion in die farbige Hügellandchaft bei Täbris ist auch unsere Erkundungstour durch grosse Teile des Iran zu Ende. Die Zeit reicht nicht mehr für einen Städtetrip nach Teheran. Wir fahren an der Hauptstadt vorbei und begeben uns noch am gleichen Abend zum internationalen Flughafen IKA. Fahrzeuge und Ausrüstung von ‚persiandesert.com‘ haben die harte Prüfung bestens überstanden. Die Outdoor-Proficrew hat jederzeit volle Sicherheit bieten können. [Bild 39]

Colorful Mountains

Die Erkundungsreise wurde arrangiert durch Dionys
Moser
, einen der versiertesten Wüstenkenner weltweit
und Fotoreise-Veranstalter (fotoreisen.ch).

Text und Bilder: Klaus Theiler (theilerfoto.ch)
link zur Bildgalerien

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