
Die saisonale Grippe ist keine banale Erkältung. Eine jährliche Impfung bietet besonders exponierten Personen einen guten Schutz. Idealerweise sollte sie in der Zeit von Mitte Oktober bis Dezember erfolgen.
Sara Huber
Es reist leicht, verweilt kurz, hinterlässt jedoch bisweilen tiefgreifende Spuren: das Influenzavirus. Es besitzt eine Wandlungsfähigkeit, die ihresgleichen sucht. Jahr für Jahr mutiert es und verursacht Fieber, Gliederschmerzen, Erschöpfung und viele Nebensymptome. Influenza kann bei exponierten Menschen mit viel Aussenkontakt oder geschwächter Immunität auch zu Lungenentzündung führen, das Herz angreifen oder neurologische Komplikationen auslösen. In den Wintermonaten kommt es in der Schweiz aufgrund von Grippe jährlich zu 112 000 bis 275 000 Arztkonsultationen. Jährlich Hunderte von Menschen sterben hierzulande gar an den Folgen der Grippe, Tausende müssen hospitalisiert werden. Besonders betroffen sind ältere Menschen, Schwangere, Frühgeborene und Personen mit chronischen Krankheiten. Wer sich in diesen Fällen impfen lässt, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch sein Umfeld.
Die Impfung wird oft mit skeptischem Blick betrachtet, auch verursacht durch unbelegte Behauptungen wie die des US-Gesundheitsministers Robert F. Kennedy Jr. und seines Präsidenten. So heisst es zum Beispiel, die Wirksamkeit einer Grippeimpfung sei nicht garantiert. Das ist zwar insoweit richtig, als sie nicht in jedem Fall schützt. Aber auch bei einem Krankheitsausbruch mildert eine Impfung den Verlauf, reduziert Komplikationen und senkt das Übertragungsrisiko. Sie ist kein Allheilmittel, aber ein klarer medizinischer Fortschritt.
Es geht dabei nicht zuletzt auch um Solidarität. Wer engen Kontakt zu gefährdeten Personen hat, etwa in der Pflege oder in der Kinderbetreuung, trägt eine Mitverantwortung, die Schutzbefohlenen vor Viren zu schützen. Dass im Corona-Winter 2020/21 die Grippewelle ausblieb, zeigt, wie stark Verhalten und Prävention wirken können. Masken, Distanz und Hygiene, damals eingeführt wegen der Pandemie, hielten auch das Grippevirus in Schach. Die Yamagata-Linie des Influenza-B-Virus scheint sogar gänzlich verschwunden zu sein. Ein epidemiologisches Phänomen, das deutlich macht: Wo kollektive Disziplin herrscht, weicht die Bedrohung.
Der richtige Zeitpunkt für die Grippeschutzimpfung beginnt jeweils Mitte Oktober. In Apotheken, bei Ärzten oder während der nationalen Impfwoche vom 10. bis 15. November kann man sich unkompliziert impfen lassen. Für das Jahr 2025 stehen fünf zugelassene Impfstoffe bereit – angepasst an verschiedene Altersgruppen und gesundheitliche Voraussetzungen. Für Menschen über 75 oder mit weiteren Risiken gibt es sogar eine Hochdosisvariante. Bedauerlich ist allerdings, dass der nasale Impfstoff für Kinder dieses Jahr nicht erhältlich ist.
Eine Impfung kann minimale Nebenwirkungen haben eine gerötete Einstichstelle, möglicherweise etwas Muskelkater, gelegentlich für einige Stunden Fieber. Doch im Verhältnis zum Potenzial, das eine richtige Grippe zu entfalten vermag, wirkt dieses Unwohlsein wie flüchtige Schatten einer echten Influenza.
Die Datenlage zur Grippe-Durchimpfungsrate in der Schweiz ist lückenhaft. Bei Risikopatientinnen und -patienten liegt sie laut einer Studie der Krankenkasse Groupe Mutuel bei rund 19 Prozent. In einer allgemeinen Umfrage der Krankenkasse CSS gaben 18 Prozent der Befragten an, sich jährlich gegen Grippe impfen zu lassen. Aus diesen Zahlen lässt sich ableiten, dass ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung keine Grippeimpfung in Betracht zieht. Viele Menschen schätzen die saisonale Grippe als eine harmlose Erkältung ein. Das führt dazu, dass die Impfbereitschaft niedrig ist, da der wahrgenommene Nutzen nicht hoch genug erscheint. Besonders jüngeren und gesunden Personen sind die möglichen Komplikationen einer Grippe oft nicht bewusst. Im Gegensatz zu anderen Ländern (zum Beispiel Grossbritannien) wird in der Schweiz weniger offensiv für die Grippeimpfung geworben.
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